Die transformierte Unveränderlichkeit
Ein Haus besteht aus konstruktiven, funktionalen und ästhetischen Elementen; es ist ein statisches Objekt, das sich im Laufe seiner Nutzungszeit kaum verändert. Abgesehen von zyklisch wiederkehrenden Renovierungsarbeiten gilt dies für die Innenräume genauso wie für das äußere Erscheinungsbild: Architekturen sind eingefrorene Ästhetiken, mit denen man irgendwie umgehen muss. Meistens geht man achtlos an ihnen vorbei.
Ebenso wie aus einer materiellen Hülle besteht ein Haus aber auch aus einem immateriellen Netz von Zuschreibungen. Im Inneren haben sich die Lebenswirklichkeiten und Erinnerungen der Bewohner wortlos eingeschrieben; an den Außenwänden hat die Geschichte ihre Spuren hinterlassen, wie das Haus insgesamt als kleinstes Modul eines städtischen Zeichensystems in die Umgebung hineinwirkt. Gegen diese Wirkung kommt man nicht an; zumindest die äußere Hülle kann man nicht verändern – außer vielleicht als Architekt oder Graffitikünstler. Und da man nicht in sein städtisches Umfeld eingreifen kann, gewöhnt man sich daran. Sowohl die Bewohner des Hauses als auch die Anwohner finden sich mit der Unveränderlichkeit ab und richten sich in dem statischen Zustand ein. Erst wenn sich etwas grundlegend verändert, wenn das Haus abgerissen und durch eine neue Architektur ersetzt wird, dringt dieser fortwährende Gewöhnungsprozess in das Bewusstsein.
Formale oder mentale Zustände, die statisch sind, stehen dem allgemeinen Verständnis von Kunst diametral gegenüber. Kunst will in Bewegung bleiben, Bestehendes hinterfragen und verändern. Kunst will exponiert werden und kommunizieren, sie will von der Öffentlichkeit wahrgenommen und in ihr wirksam werden. Es ist also spannend, wenn Architektur und Kunstschaffen, wenn das Prinzip des Statischen und das der Veränderung aufeinandertreffen. Genau dies passiert bei dem von Lili Voigt und Markus Krips im Mai 2015 initiierten Kunstprojekt Das Haus.
Vordergründig handelt es sich um eine Ausstellung in einem altersschwachen Wohn- und Gewerbehaus, das in naher Zukunft abgerissen und einem Neubau Platz machen wird. Insgesamt 13 Künstlerinnen und Künstler wurden eingeladen, in den Wohnräumen, dem Keller und den Gewerberäumen auszustellen. Von kuratorischer Seite wurde die Transformation des Hauses als Thema vorgegeben, also der Anlass der Ausstellungsmöglichkeit – der bevorstehende Abriss des Hauses – thematisch aufgegriffen. Hintergründig wird der Moment des Übergangs von einem Zustand in einen anderen auf diese Weise besonders betont und offensichtlich. Ein letztes Mal öffnet das Haus seine Pforten und löst zum Abschied die Trennung zwischen Privat- und öffentlichem Raum auf. Mit der Ausstellung ergeben sich für die Besucher zweierlei Einblicke: Einmal in das begehbare Haus, also in etwas, dass vormals nur von außen bekannt war; etwas, auf das die eigenen Vorstellungen bislang nur projiziert werden konnten. Des Weiteren erfahren die Besucher aber auch die ausgestellten Arbeiten, die sich – mal mehr und mal weniger – mit den architektonischen Gegebenheiten ebenso auseinandergesetzt haben wie mit den immateriellen Einschreibungen, die begründetermaßen oder mittels freier Assoziation erschlossen worden sind. Durch die kurzzeitige Adaption des Hauses werden architektonische Räume ebenso besetzt und bespielt wie mentale Räume. Einem rituellen Fest vergleichbar wird das Alte mit Würde verabschiedet und das Neue begrüßt – es ist eine Abschiedsfeier, bei der Zustandsveränderungen nicht beweint, sondern als Ausgangspunkt eines kreativen Eingriffes aufgefasst werden. In diesem Sinne kann Das Haus Vorbild sein – für zukünftige Kooperationen dieser Art ebenso wie für unseren generellen Umgang mit transformativen Prozessen, zu denen auch die Vergänglichkeit unserer eigenen Existenz gezählt werden kann.
Dr. Marcel René Marburger, FH Dortmund
LEITSYSTEM:
Katja Hofschröer-Elbers und Nicole Wilke FH Dortmund,
in einem Kurs von Dr. Marcel Renè Marburger.
"DAS HAUS" / KÜNSTLER INSZENIEREN EIN HAUS:
Gabriele Seifert
Stehen-fallen-Häuser
1. Das Videoband „Stehen-fallen-Häuser“ zeigt Ansichten von Häusern die gleichzeitig stehen und in Bewegung sind, umfallen und zerfallen. Die Formen der digitalen Bild- und Tonbearbeitung sind ästhetische Mittel, um meine inneren Bilder von Zerstörung(-slust), Angst und Widerstand darzustellen.
2. „Stehen-fallen-Häuser“ ist innerhalb einer größeren Werkgruppe entstanden.
Im Industrieteil, Wohnraum ist die entsprechende Malerei auf Leinwand ausgestellt.
Malerei, Video und Rauminstallationen
Lebt und arbeitet in Köln
Studium der Philosophie an der WWU- Münster
Studium an der staatl. Kunstakademie Düsseldorf, Abt. Münster
Meisterschülerin von Prof. U. Erben
Gaststudium an der Kunstakademie Düsseldorf bei Nam June Paik, Video
Werke in öffentlichen Sammlungen
Fondazione Cassa di Risparmio di Lucca
Sammlung der WGZ-Bank, Düsseldorf
Sammlung der Warsteiner Brauerei, Warstein
Michael Schulz
Verschiedene Objekte, Collagen, Sprayfarbe
Objekte aus natürlichen Materialien wie Holz, Stoff, Metall.
Collagen.
“In seiner außerordentlichen Akribie bemalt er Themen, geprägt von seiner Herkunft, dem Katholizismus, Glaube-Sitte-Heimat und führt uns über kalauernden Witz in Abgründe des Wahnsinns, lässt Blinde durch seine Augen Erkenntnis schöpfen, sehen, ein Stück Mystik und etwas Magie.”
(Text Auszug von Enno Stahl)
Lebt und arbeitet in Köln
Autodidakt, gelernter Zahntechniker, Assemblagen, Collagen, eigentümliche Zeichnungen, die an die Kunst von Aborigines erinnern.
Rick E. Loef
Fingermalerei und Musik aus einer Hand
Metronom denkt mit.
Musiker, Bildende Kunst Multimedia & ...
Lebt und arbeitet in Köln.
Studium der Malerei, Druckgrafik und Dokumentalfilm an der Staatlichen Hochschule für bildende Künste in Braunschweig. Tutor im Maltechnischen Lehr-und Versuchsstudio der Hochschule. Werke für authentische und zeitgenössische Musik. Bildwerke in Privatsammlungen und städtischen Museen. Literatur, Kleinschriften, Kataloge sowie Bildwerke in analoger und digitaler Form im Bestand der Kunst-und Museumsbibliothek der Stadt Köln und im Landesbibliothekszentrum/Rheinische Landesbibliothek Rheinland-Pfalz.
Rosy/d
1. Tape / remix 2015
'Don't piss down my back and tell me it's raining' ist als eine Kritik an ein Interessen-System zu verstehen, dass die gravierenden Probleme des Mikroplastiks in den Meeren für Tier und Mensch seit Jahren kleinredet.
2. 'again and again' - 2014
'again and again' beschäftigt sich mit dem wiederholenden Muster des Alltags.
3. 'Mettmann . Bahamas' - 2015
Auf der Verschlußseite des Koffers (found object) befinden sich gegenüberliegend ein Plastikschriftband mit dem Namenszug 'Mettmann' und der Aufkleber 'Bahamas'. Die Gegensätzlichkeit der beiden Orte, in dieser Nähe, faszinierten mich. Beim Öffnen des Koffers, entsteht ein sichtbares Auseinanderdriften der beiden Welten und ein Dazwischen, als die Differenz der Erwartungen und Träume. Aus zwei, etwas entfernt stehenden, Lautsprechern ist in einem unbestimmten Zeitintervall ein beschwingt rhythmisches Schließen und Öffnen des Schließers zu hören.
4. 'April Skies' - 2015
Die Installation 'April Skies' setzt sich mit den Gemütsschwankungen auseinander, die gerne mit dem Monat April verbunden werden. Ein Stimmulationsgerät, als Teil der Arbeit, versucht ein Wohlgefühl, ein ständiges himmelblau zu erzeugen.
Installation, Photografie, Xerografie, Video, Audio/Sound
geb. in Köln · arbeitet in Köln
Kölnischer Kunstverein, Köln (Team Prof. Dr. Wulf Herzogenrath) →
Studium an der Werkschule für Freie Kunst, Köln bei Prof. St. Wewerka/J. Immendorff/P. Sovak Meisterschülerin (1983-1988)
Studium der Philosophie/Germanistik/Kunstgeschichte an der Universität zu Köln und an der
Rheinische Friedrich-Wilhelm-Universität Bonn (1988-1993)
Gast-Dozentin an der John Moores University, Liverpool/GB (1995)
Gast-Dozentin an der Salford University, Manchester/GB (1995)
Offene Kanäle / Mensch und Technik / Entwicklung von Modellen gemeinnütziger
Medienproduktion für das Land NRW (1989-1990)
Gründung des NetzRaums 'ArtEx / FidoNet' (1992-1994)
Mitglied der DAX-Group (Digital Art Exchange), Spokane/WA/USA (1994-2004) →
Werkstattgespräche Bildende Kunst (Dt. Bischofskonferenz) – Magleås Kursuscenter,
Birkerød/Kopenhagen/DK (1997)
Sammlungen (Auswahl)
Museum Ludwig, Köln
Musée National d'art moderne / Centre Georges Pompidou, Paris/F
Deutsches Postmuseum, Frankfurt/Main
Stadt Salzgitter
Deutscher Herold, Bonn
Lutz Teutloff, Berlin
Odo Rumpf
Multimediale Skulptur, mit DVD Player und Monitor bestückt. Kann auch als Internet-Surfstation benutzt werden. Kamera im rechten Auge. Tastatur auf den Händen. Und weitere Skulpturen.
Skulpturen aus Stahl und Industriefundstücken, Kinetische Großobjekte, Multimedia-Skulpturen.
Lebt und arbeitet in Köln.
Dipl.-Ing. Maschinenbau (RWTH Aachen),
Autodidakt und 2 jährige Kunststudien bei Prof. Thomas Virnich
seit 1991 hauptberuflich als Selbständiger Künstler tätig
1993 Künstleranerkennung (Prof. H.P. Schall, Akademie Düsseldorf)
Evahamlet&heimerKrantz
1. Der Sissi-Altar, ein verlassener, vergessener Ort, ist eine aufgegebene Kultstätte und in Anlehnung an einen bayrischen Hergottswinkel gestaltet.
Die frühere Bewohnerin war eine Verehrerin von Romy Schneider und hatte die Wände ihrer Wohnung mit unzähligen Bildern und Postern der Schauspielerin geschmückt.Die Sissi-Filmtriologe ist in Deutschland zum Synonym für Romy Schneider geworden. Romy selbst hasste die Rolle und meinte „Sissi klebt am mir wie Grießbrei“
2. „Fliegenzimmer“
„Wer bleibt am Leben, wenn der Mensch verreckt...“
„...das Insekt, das Insekt.“ / Der Plan
Fliegen erobern sich leere Räume. Wer weiß, wovon sie leben oder was sie in leere Räume zieht. Vor allem tote Fliegen sind für mich ein Indiz für einen verlassenen Ort. Da liegen sie dann, meistens auf dem Rücken, mit angewinkelten Beinen und sind wahrscheinlich die unbeachtetsten Wesen auf diesem Planeten.
Hier in der verlassenen Küche erledigen Fliegen ihre Aufräumarbeiten und vernichten alles was vom Mensch noch übrigbleibt..
Sie speicheln ein...saugen auf.....speicheln ein...saugen auf.....
Strickkunst, Strickobjekte, Design
Evahamlet&heimerKrantz leben und arbeiten in Köln
Kommunikationsdesign an der FH-München
Postgraduiertenstudium an der Kunsthochschule für Medien, Köln
Sebastian Jochum
Serie „Alphacorridor 1.0“,Explosionen im Flur, Fotoarbeiten auf Baryt
„Der Hahn entknallte sich am Ende eines Korridors weil er bezeugen wollte drum keines legen wollte.“
Bildhauer
Lebt und arbeitet in Köln
Ausbildung zum Steinmetz/Restaurator
Postgraduiertenstudium an der Kunsthochschule für Medien, Köln
http://www.virtueland.com
Wolfgang Freund
„bloody mary“ Rauminstallation
Arbeiten aus der Schwarz/Weiss Serie „Madymells“.
Cartoonist, Illustrator, Grafikdesigner, Maler.
Lebt und arbeitet in Köln als freier Künstler und Grafiker.
Siebdrucke. Kataloge, Plakate und Leinwanddrucke für Künstler wie Bömmels, Buthe, Dahn, Dokupil, Ikemura, Kippenberger, Klauke u.a.
Studium der Malerei bei Prof. Michael Buthe an der Düsseldorfer Kunstakademie.
Entwicklung der Cartoonserie „Minimells“ für die Onlineausgabe des Kölner Stadt-Anzeiger.
Marcus Krips
Wandmalerei „DAS HAUS“ Fassade, Innenräume, Found Objects
Kunstspam auf Planenstoff, Monitor und als Projektion
Maler, Musiker, Spoken Word Artist, Performance- und Medienkünstler
Lebt und arbeitet in Köln, KUNST5 Atelier
Studium an der Kunstakademie Düsseldorf bei Nam June Paik und Michael Buthe
Postgraduiertenstudium an der Kunsthochschule für Medien, Köln
Matthias Neuenhofer
Videoinstallation
Laptop, Live-Programmierung
Videokünstler.
Lebt und Arbeitet in Köln.
Studium an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf, Abtl. Münster
Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Nam June Paik, Meisterschüler
Kunsthochschule für Medien Köln, Diplom
Seit 1994 Lehrtätigkeit an der Kunsthochschule für Medien Köln
Seit 2001 Künstlerisch-Wissenschaftlicher Mitarbeiter/Video und Installationen
Seit 2014 Lehrtätigkeit an der Kunstakademie Düsseldorf Video und Film
Verena Bretschneider
Das „Spitzwegzimmer“.
Skulpturale Kunst auf Leinwand, Modelierte Kunst aus Pappmaché, Acryl und Ölfarbe.
Verena Bretschneider lebt und arbeitet in ihrem Kölner Atelier.
Seit 1985 stellt sie an den verschiedensten Orten in Europa aus, unter anderem auf der Art Basel und der Art Cologne.
Studium der Freien Kunst an der FH Köln (Meisterschülerin).
Diplom-Heilpädagogik an der Universität zu Köln (Kunsttherapeutin).
Hagen Keller
Rauminstallation „Brikett“ und „Heizung“
Maler, Installationen, Multimedia
Lebt und arbeitet in Köln
Studiert an der Kunstakademie Düsseldorf bei Frank Hörnschemayer.
KRITZKRATZ
Leuchtkasten „Baugrube“, Aktserie „AKT-IV“, Projektion „Servus Disco“ von miss like (Gruppe „PRÜGELSTRAFE“), Videoloops Monitore
Elektronisches Graffiti, Übermalen, Zerkratzen, Collagieren und montieren von Fotos, Bildschirmen, Bildern, Videostreifen, Wortfetzen und Geräuschfragmenten.
Leben und arbeiten in Köln, KUNST5 Atelier
KRITZKRATZ sind Lili Voigt und Marcus Krips.
Lili Voigt (aka: miss like), Ausbildung zur Fotografin, Postgraduiertenstudium an der Kunsthochschule für Medien, Köln
Marcus Krips, Postgraduiertenstudium an der Kunsthochschule für Medien, Köln
Studium an der Kunstakademie Düsseldorf bei Nam June Paik und Michael Buthe
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